Keine Anzeichen für iranischen Angriff – doch Israels Militär warnt vor gefährlicher Fehleinschätzung
Nach dem 7. Oktober nimmt Israels Verteidigungsestablishment jede Warnung und Drohung ernst – besonders jene von Politikern mit nachweislich treffsicheren Prognosen.
Am Freitag warnte Ex-Verteidigungsminister Avigdor Lieberman auf X: „Wer glaubt, die Konfrontation mit Iran sei vorbei, irrt gewaltig.“ Er behauptete, Teheran rüste seine Verteidigung rasch wieder auf, beschleunige Arbeiten an Nuklearanlagen und bereite einen Überraschungsangriff vor. „Feiert Sukkot, aber bleibt in der Nähe von Schutzräumen“, schrieb er. „Wir können uns nicht auf diese Regierung verlassen – nur auf die IDF und uns selbst.“
Doch laut hochrangigen Militärquellen gibt es keine Hinweise, dass Iran einen Angriff plant oder überlegt. Ebenso wenig beabsichtigt Israel derzeit einen Präventivschlag.
Raketen statt Atomwaffen
Ganz unbegründet seien Liebermans Sorgen jedoch nicht. Iran bemühe sich, seine in den letzten Konflikten zerstörten Luftabwehrsysteme wieder aufzubauen, mit Hilfe aus China, Russland und möglicherweise Nordkorea. Außerdem versucht das Regime, die ballistische Raketenproduktion wiederzubeleben – allerdings mit begrenztem Erfolg, da wichtige Komponenten wie industrielle Planetenzentrifugen fehlen.
Gleichzeitig gebe es keine Anzeichen, dass Teheran die Urananreicherung über den bisherigen Stand hinaus fortsetzt oder ein geheimes Atomwaffenprogramm reaktiviert habe. Dennoch lagern rund 400 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran, theoretisch genug für eine schmutzige Bombe.
Gefahr durch Missverständnisse
Sorgen bereitet Jerusalem vor allem, dass Iran die Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde ausgewiesen hat – die weltweite Kontrolle ist damit stark eingeschränkt. Während Teheran seine Stellvertreter in der Region stärkt – Hisbollah, Huthi-Milizen und Hamas – fehlt ihm zugleich Radar- und Frühwarnkapazität, um einen israelischen Angriff rechtzeitig zu erkennen.
Diese Verwundbarkeit nährt in Teheran Misstrauen. Man fürchtet, westliche Diplomatie könnte – wie vor früheren Schlägen – nur ein Deckmantel sein. Mit den von der UNO reaktivierten Sanktionen wächst die Nervosität weiter.
Israels Geheimdienst sieht keine akute Bedrohung, warnt aber vor einer gefährlichen Dynamik: Politische Äußerungen in Jerusalem könnten in Teheran als Angriffsdrohung missverstanden werden. „Iran will derzeit keinen Krieg“, sagte ein ranghoher Offizier, „aber Worte haben Konsequenzen. Ein Missverständnis könnte eine Eskalation auslösen.“
Der Appell aus dem Verteidigungsministerium ist eindeutig: Zurückhaltung – in Worten wie in Taten. Noch scheint kein Krieg mit Iran am Horizont, doch in dieser angespannten Region kann schon eine unbedachte Aussage das Gleichgewicht kippen.
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