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16 Aug 2025

Drusen in Syrien fordern Selbstbestimmung – Israel-Flaggen bei Protesten in Sweida

In Syrien haben am Samstag Hunderte Drusen in der Stadt Sweida und umliegenden Orten für ihr Recht auf Selbstbestimmung demonstriert. Es war die größte Kundgebung seit den blutigen Gefechten Mitte Juli, bei denen Hunderte Menschen starben. Viele Demonstranten schwenkten israelische Fahnen – ein Zeichen der Dankbarkeit für den militärischen Schutz, den Israel in den Kämpfen gewährt hatte.

Damals waren drusische Milizen mit sunnitischen Beduinenstämmen und syrischen Regierungstruppen aneinandergeraten. Statt neutral einzugreifen, stellte sich die Armee auf die Seite der Beduinen. Israel flog daraufhin Dutzende Luftangriffe gegen syrische Konvois und griff sogar das Verteidigungsministerium in Damaskus an.

Die Demonstranten in Sweida forderten nun, die Verantwortlichen für Massaker an Drusen zur Rechenschaft zu ziehen, und lehnten die Übergangsregierung in Damaskus ab. Nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember ist das Land tief gespalten. Die fragile Zentralverwaltung gilt in vielen Regionen als illegitim.

„Zum ersten Mal treten die Menschen hier mit dem Ruf nach Selbstbestimmung auf. Das ist ein beispielloser Schritt für die Drusen in Syrien“, erklärte Rayyan Maarouf vom Aktivistenkollektiv Suwayda 24. Auch das Syrian Observatory for Human Rights bestätigte, dass in Shahba und Salkhad ähnliche Versammlungen stattfanden.

Die Drusen sind eine eigenständige Religionsgemeinschaft, die im 10. Jahrhundert aus dem Islam hervorging. Über die Hälfte der rund eine Million Drusen lebt in Syrien, größere Gruppen existieren zudem im Libanon, in Israel und auf den Golanhöhen. Dort gilt das Verhältnis zu Israel traditionell als eng.

Die jüngsten Bilder aus Sweida – Drusen, die israelische Fahnen tragen – machen deutlich, wie sehr sich die Machtverhältnisse im zerfallenden Syrien verschieben.

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