Würde man uns bitten, Leitsätze für das Auswandern nach Israel zu verfassen, so würde einer davon lauten: „Ein hohes Maß an Flexibilität und Spontanität ist ein Muss.“ Besonders in den letzten Monate ist eine großzügige „Schippe“ mehr von beidem angebracht. Wir hatten so einige Pläne, die wir immer wieder umschmeißen mussten. Ausflüge fielen aus, Werkstatt- und Amtstermine waren nicht erfolgreich, auf so manche Personen konnten wir uns nicht verlassen. Da war die Freude umso größer, dass wir eingeladen waren eine Ziegenfarm an der Grenze zum Libanon zu besuchen, um uns umzuschauen und das ein oder andere zu lernen. Im Auto saßen wir und drei aufgeregte Kinder.
Unser Jüngster hatte keine Freude an der Autofahrt, so dass wir eine längere Pause nach einer Stunde einlegten. Das Nervengerüst war leicht lädiert und ein Anruf zerstörte unsere Hoffnung auf den geplanten Ausflug: „Ich bitte um Entschuldigung, ihr könnt heute nicht kommen. Ich habe einen Arzttermin vergessen und muss euch absagen.“ Das war zu viel. Auf der Rückbank enttäuschte Kindergesichter. Im Fond des Autos, wir angespannt sitzend, die Frustgrenze überschritten, kurz vom Platzen.
Klar, denkt man darüber nach, wieder nachhause zu fahren. Wir waren irgendwo im Nirgendwo.
Wie gut, dass man heute zu einer App greifen kann. Und wie gut, dass all die Jahre Übung, oder sagen wir, die Ausreizung unserer Flexibilität, uns dazu gebracht haben, doch nochmal zu schauen, was es in der Umgebung gibt. Denn ehrlich gesagt, hat der Frust sich erstmal ausgebreitet (und zwar auch der, der letzten Wochen), ist es schwer, sich auf etwas anderes einzulassen. Selbst der einfache Zugriff auf eine App kann zu einem überwindbaren Hindernis werden. Ein Grund für den schnellen Sinneswandel waren jedoch unsere Kinder.
Wollten wir wirklich, dass unsere Kinder den Tag so in Erinnerung behalten? Keiner von ihnen hätte verstanden, warum wir gefrustet waren. An uns hätten sie lediglich gesehen, es klappt etwas nicht, dann gibt man auf.
Tatsächlich gibt es etwas in dieser Region, dass wir noch nicht kannten. Ja, auch nach so vielen Israel-Touren-Jahren waren wir noch nicht überall.
Um die Spannung zu erhalten, wurde nicht verraten, wohin es ging. So fuhren wir nach Yodfat, einem Ort am Ende einer Bergkette. Alleine die Panoramastraße dorthin ist eine der schönsten Strecken im Norden und eine Reise an sich wert.
Wo hatte es uns hingezogen? Eine biblische Ausgrabungsstätte? Synagoge? Oder Tel Yodfat (Link zu einer exteren Seite über Tel Yodfat), die Überreste einer bekannten jüdischen Stadt?
Nein! Für die Funks ging es in den Affenwald.
Ein weiterer Schatz in unserer Erinnerung
Und hier zeigte sich eine Sache, die wir an den Israelis sehr lieben. Obwohl wir zu spät waren, ließ man uns dennoch rein, ohne Druck auszuüben, uns beeilen zu müssen.
Zu unser aller Überraschung gab es viele weitere Tiere wie Emus, Pfauen, Esel, Pferde, Vögel und sogar ein Wildschwein. Gegründet wurde der Affenwald im Jahre 1970. In kleinen Details ist der Charme der Gründungszeit erhalten geblieben. Der Tierpark ist wunderbar unspektakulär und konzentriert sich auf das Wesentliche, die Tiere. Im Vordergrund stehen natürlich die Affen. Sie waren die Stars unserer Kinder.
In den meisten israelischen Parks gibt es großzügige Picknickplätze wie auch hier. Da wir aber zu spät waren, hieß es für uns, außerhalb ein Plätzchen suchen. In unserem Falle war das sogar besser, denn es führte uns zu einer kleinen Flaniermeile mit Restaurants, Café und kleinen Geschäften.
Vielleicht war es eine Entschädigung für den geplatzten Ausflug auf die Ziegenfarm, als wir eine kleine Käseboutique fanden. Ein Duft von frischen Käse und Kräutern erfüllte den stilvollhergerichteten Raum. Während Alex und ich uns nicht genug am Käse sattsehen konnten, war für die Kinder nur eins wichtig: die Eismaschine.
So genossen wir unweit der Käse-Boutique, im Schatten der Bäume, Ziegenmilcheis und reichlich Käse.
Aus einem fast verkorksten Tag wurde ein Schätzchen der Familienerinnerung. Und während ich ein Stück des Textes laut lese, kommt unsere Dreijährige um die Ecke und ruft begeistert: „Ja, Affenwald!“