Den Herbst in Israel, merkt man nicht wie gewohnt an den Blättern, die von den Bäumen fallen oder an den tieferen Temperaturen oder am häufigen Regen.
Nein!
Hier kommt der Herbst fast schleichend und lautlos. Es bleiben konstant warme 30-35 Grad, es regnet auch nicht, die Bäume behalten bis in den Winter ihr Blätterkleid.
Wisst ihr, woran man den Herbst erkennt?
An der tiefstehenden Sonne, sie brennt nicht mehr so schlimm auf deiner Haut, an dem Wind, der nach einer frischen Briese riecht, an den gelben, bis in das Mark vertrockneten Gräsern, die buchstäblich nach Wasser schreien. Es ist fast so, als ob Flora und Fauna die Hitze satthaben und alle auf das eine warten würden: den Regen und die Abkühlung!
Alle, die in Israel wohnen, wissen, dass nach dem Laubhüttenfest (der Ende September oder Anfang Oktober stattfindet) der Regen um die Ecke kommt. Zu dieser Zeit könnte meine Vorfreude nicht größer sein. Hattet ihr schon mal den Gedanken- Was würde ich jetzt alles für etwas Regen hergeben?
Allein bei dem Gedanken an frische Luft und weniger intensiver Sonne, kommt gute Laune auf. Die Beine rufen nach Bewegung, wandern in den Bergen, spazieren in den Tälern. Jacken und Stiefel werden aus den tiefsten Ecken des Abstellraumes geholt, obwohl es bei + 35 Grad etwas lächerlich erscheint. In den Geschäften werden schon Anfang Oktober Regenschirme verkauft. Das ist wie in Deutschland, wenn die Nikoläuse in den Geschäften stehen. Da kommt Vorfreude auf.
Alles deutet auf ein neues Erwachen hin. Bald ist es soweit, bald dürfen wir aus dem „Hitzedösen“ erwachen und einen tiefen Atemzug frischer Luft nehmen. Bald…
…und bis dahin ist noch viel zu tun. Alles muss nach neun Monaten Dürrezeit auf den Regen und die Stürme vorbereitet werden. Das Dach wird auf Regenfestigkeit geprüft. Der Wasserbäuler und dessen Stromzugang werden überprüft, damit er im Winter nicht plötzlich ausfällt. Im Garten sollte alles Windfest sein. In manchen Städten gibt es jedes Jahr eine Überflutung, wo das Wasser bis zu halben Meter hochsteht. Regenstiefel werden rausgeholt und warme Socken dürfen nicht fehlen.
Die Vorfreude steigt!
Obwohl wir uns auf diese Zeit sehr freuen, dürfen wir das nächste Jahr, nicht aus den Augen lassen. Einer unserer Aufgaben im Herbst ist an den Garten, im Frühling zu denken und vorzubereiten. Die Erde muss mit Kompost gefüttert werden und die Samen sollten bald in die Erde, damit sie optimal wachsen. Wir versuchen so vielfältig wie möglich unsern Garten zu gestalten. Mit viel Gemüse und Kräutern, und in Israel ist die Vielfältigkeit und die Auswahl der Samen sehr gross. Wusstet ihr, dass es hier Kräuter gibt, die schon zur Bibelzeit verwendet wurden? Ich finde es immer wieder faszinierend, dass ich etwas anpflanzen darf, was vor ca. 2000 Jahren schon gab.
Es freut mich, dass ich mich mit etwas beschäftigen kann, dass mich erfüllt. In unserer Zeit ist vieles unklar, ich habe das Gefühl, ich kann nicht weit in die Zukunft planen, weil vieles im Unklaren liegt, oder besser gesagt, mir fehlt da ein stückweit, der Weitblick für unsere Zukunft. Umso mehr Sicherheit gibt mir die Tatsache, wenigstens die nächste Saison in meinem Garten planen zu können.
Auch wenn wir durch die vielen Aufgaben, (ob spaßige oder anstrengende) nicht viel Zeit für das hier und jetzt übrig haben, versuchen wir, wann immer es geht, stehen zu bleiben, tief einzuatmen und im Moment zu leben. Das ist auch wichtig, denn die nächste Saison kommt immer.
Der Regen wird kommen und den Staub wegwaschen, die Luft reinigen, und wir werden genau drei Monate Zeit haben, um zu erleben, wie die Natur um uns herum wieder erwacht. An ihrer Schönheit erfreuen wir uns… doch bis dahin bleibt viel zu tun, bevor der Regen kommt.