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30 Jun 2025
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Die ersten Tage im Krieg: Was wir erlebt haben

Die deutsche Familie Funk im Bunker, Krieg gegen den Iran

von Benjamin

Es ist eine Woche her, dass ich die Nachrichten wieder genauer verfolge. Die Spannungen im Nahen Osten sind regelrecht am Explodieren.

dieser Bericht ist zuerst bei www.fokus-jerusalem.tv erschienen. 

Das Regime in Teheran droht Israel offen. In den westlichen Medien ist die wachsende Spannung zwar spürbar, aber hier in Israel ist deutlich: Wir stehen kurz vor dem Krieg.

Es hieß dann, nach dem Wochenende könne es losgehen. Nichtsahnend, was uns erwarten würde, gingen meine Familie und ich ins Bett.

Mitten in der Nacht schrillen unsere Handys los, obwohl sie eigentlich auf lautlos gestellt sind. Die Sirenen im Ort heulen auf. Es ist das Home Front Command (Heimatschutzkommando), das im Kriegs- und Katastrophenfall alarmiert. Der schrille Ton reißt uns aus dem Schlaf und versetzt uns sofort in Angst.

Da der letzte Alarm in der Nacht bereits über ein Jahr zurückliegt, trifft es uns überraschend. Die großen Kinder stehen plötzlich in unserem Schlafzimmer. Verschwommen erkenne ich auf dem Display, dass wir uns sofort bereithalten müssen. Schlimme Gedanken und Vorstellungen schießen mir durch den Kopf. Was ist passiert? Aber auch: Was wird noch passieren? Würden sie eine Atombombe einsetzen? Die Nachricht lautet derweil unspezifisch: „Bitte halten Sie sich bereit, in kurzer Zeit werden die Sirenen losgehen.“

Ich schnappe mir unseren Sechsjährigen, stolpere die Treppe hinunter und ramme mir mit voller Wucht das Ende des Geländers in meinen Magenraum, so sehr, dass ich einige Zeit später befürchte, ich müsse ins Krankenhaus. Aber ich spüre kaum Schmerz, weil wir auf der Flucht sind. Da wir keinen eigenen Bunker im Haus haben, flüchten wir uns zuerst unter die Treppe. Wir fühlen uns dort unsicher und sehen auch in unserer App im Handy, dass wir noch ein paar Minuten Zeit haben. Wir entscheiden sofort, zum öffentlichen Bunker zu fahren. Alle Kinder ins Auto, die Kleinen einfach in den Kofferraum, der Älteste öffnet das Tor, meine Frau Alex hat das Baby im Arm, der Motor heult auf, wir eilen. Beim Bunker angekommen, begrüßen uns schon andere Nachbarn. Keiner weiß Genaueres. Dann heißt es: „Israel hat den Iran angegriffen, wir warten auf den Gegenschlag.“

Kurz darauf steigen unweit von uns die mächtigen Arrow- und David’s Sling-Raketen auf. Riesige Geschosse im Vergleich zum Iron Dome, die im Idealfall bereits an den Landesgrenzen feindliche Raketen abfangen. Viele der Raketen, die aufs Zentrum Israels gerichtet sind, werden in unserer Region über unseren Köpfen abgefangen. Gut, dass wir einen Erdbunker haben. Die meisten, die wir dort treffen, haben keinen eigenen Schutzraum zu Hause.

 

Gewaltige Erschütterung: Bunkerwand bebt

Die ersten Tage bleibt es während der Alarme verhältnismäßig still im Bunker. Kein Wunder bei Salven von bis zu 100 Raketen. Es sind zerstörerische Angriffswellen. Die Raketen sind gewaltig. Über uns kracht es so laut, dass selbst die dicken Bunkerwände vibrieren.

Nach der Entwarnung fahren wir zurück nach Hause. Ab diesem Moment sind unsere Nächte immer wieder unterbrochen, wenn die Handys schrillen und die Sirenen im Ort losgehen. Wir finden in der Regel nur tagsüber Schlaf. Seit bereits einer Woche müssen wir immer bereit sein, immer, und wenn die Zeit nicht reicht, sitzen wir unter der Treppe.

Es ist anders als der Krieg mit der Hisbollah. Wir haben verstanden, welche große Gefahr von den Raketen ausgeht. Es muss nicht einmal ein direkter Einschlag sein, denn selbst die Trümmer abgefangener Raketen sind teilweise so groß und schwer, dass sie mühelos durch Dächer und Decken schlagen können.

 

Wie Sterne, die vom Himmel fallen

Es ist schwer zu beschreiben, was wir erleben. Es wirkt einfach surreal. Morgens hofft man, man hat es nur geträumt. Ich werde nie vergessen, wie wir eines Nachts zu spät dran sind und die feurigen Abwehrraketen bereits mit ohrenbetäubendem Lärm wenige Hundert Meter über unser Autodach schießen. Wir sehen, wie Raketen abgefangen werden. Es sieht aus, als würden Sterne vom Himmel fallen.

Wir haben sechs Kinder. Unser Ältester ist 23 Jahre alt, das Baby gerade einmal elf Monate. Unsere beiden Jüngsten hatten anfangs große Angst. Sie können den Konflikt nicht einordnen, aber sie spüren die Gefahr. Dass sie als Kinder das erleben müssen, schmerzt uns sehr. Aber schauen auch darauf, wie wir als Erwachsene es meistern. Strahlen wir Ruhe aus, sind auch sie ruhiger. Das ist harte Arbeit.

Auch wenn wir nördlicher wohnen, gibt es in unserer Umgebung Orte, die ich nicht beschreiben darf, die aber potenzielle Angriffsziele sind. Wir haben erlebt, wie es ist, wenn diese ins Fadenkreuz geraten.

Raketenalarm nachts um 4:41 Uhr. Jedes Fähnchen steht für einen Bezirk, in dem die Luftalarm-Sirenen heulen. Handy-Screenshot: Benjamin Funk

Wir sind die einzigen Deutschen hier, zudem keine Juden. Unser Ort hat nur 800 Einwohner. Dass wir als Deutsche nicht fliehen (auch nicht können), wird uns hoch angerechnet. Man hat uns angenommen. Israelis sind unglaublich pragmatisch. Natürlich fürchten sie sich auch, aber sie blicken nach vorn. „Auch das wird ein Ende haben“, sagt eine ältere Frau zu uns, als wir nach einem Alarm noch vor dem Bunker stehen. Mittlerweile kennt man sich. Kein Wunder, wenn man sich Tag und Nacht dort trifft. In schwierigen Zeiten ist es eine erstaunlich gute Gemeinschaft, und wir können viel von denen lernen, die schon mehrere Kriege erlebt haben.

 

 

Immer bereit zur Flucht

Damit wir es überhaupt zu ihnen und zum Bunker schaffen, haben wir Vorbereitungen getroffen.

Gleich zu Beginn haben wir unser Schlafzimmer ins Wohnzimmer verlegt, weil wir innerhalb von zwei bis drei Minuten im Auto sitzen müssen. Wir schlafen in Straßenkleidung, um jederzeit bereit zu sein. Damit geht eine kräftezehrende Daueranspannung einher, denn auch ohne Alarm ist es laut. Düsenjäger und Hubschrauber hört und sieht man ständig am Himmel. Das führt automatisch zu einer gewissen Dauerhektik bei allem, was man tut. Duschen im Schnellverfahren, keine großen Einkäufe, und man schaut immer, wo die Kinder sind.

Deshalb nutzen wir die Ruhephasen umso mehr. Wann immer es möglich ist, gehen wir in den Garten oder eine Runde spazieren. Man könnte sie Bunkerrunden nennen. Wir achten immer darauf, dass ein Schutzraum in der Nähe ist, sei es in der Synagoge oder im Kindergarten.

In den vergangenen Tagen kam es mehrfach zu Einschlägen mit großer Zerstörung, vielen Verwundeten und auch Toten. Das ist schlimm. Und doch haben wir volles Vertrauen in unsere Streitkräfte und in dieses Land. Auch wenn viele Medien es anders darstellen und ich mittlerweile aus dem Ausland per Mail angegriffen werde, wissen wir hier ganz genau, worum es geht: Es geht um die Existenz des Staates Israel und seiner Einwohner. Die Tragweite dieser Entwicklungen können die wenigsten im Ausland einordnen – weder historisch noch biblisch noch mit Blick auf die Zukunft des Nahen Ostens. Das Regime in Teheran arbeitete seit Jahrzehnten darauf hin, Israel zu vernichten. Damit ist jetzt Schluss. Gott sei Dank.

 

Glauben und Gebete helfen

Apropos Gott: Unser Glaube ist der Fels in der Brandung. Ja, Glaube und Gebet sind unser Schutz.

Wir spüren den Rückhalt, den viele Menschen uns geben, besonders auch die treuen Zuschauerinnen und Zuschauer von Fokus Jerusalem.

Nach diesem Krieg besteht eine große Chance, dass im Nahen Osten eine neue Zukunft anbricht. Darauf hoffen wir und darauf warten wir. Wir in Israel bringen unsere Opfer, weil wir wissen, was auf dem Spiel steht – aber auch, weil wir an eine bessere Zukunft glauben.

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich aus dem Norden Israels. Dieses Land, die Menschen um uns herum und wir selbst danken für jedes Gebet und jede Form der Unterstützung.

Der Weg dorthin war ein Kraftakt. Herzstück dieser Entwicklung ist ein beeindruckendes Wasserinfrastrukturprojekt: die sogenannte Wasser-Autobahn. Sie steht heute sinnbildlich für Innovationskraft, technischen Mut und strategisches Denken.

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