Ist es ja nicht so, dass uns diese Fragen unbekannt sind: „Was, ihr wollt Bier brauen?“, „Noch mehr Hühner? Macht ihr einen Zoo auf?“, „Schinken und Wurst machen? Ist das so ein weiteres Hobby von euch?“. Die meisten der Fragen kamen aus Deutschland. Diese Gedanken sind uns nicht mal fremd, oder sagen wir es anders: Wir können sie nachvollziehen, wenn man in Europa lebt und so günstig an alles kommt. Wir müssen in Israel darauf achten, was wir ausgeben, vor allem, wenn es um bestimmte Lebensmittel wie Fleisch geht. Doch dank der hohen Kosten, essen wir bewusster. Das ist auch ein Vorteil.
In den letzten Jahren haben wir viel darüber nachgedacht, was wir essen und woher die Lebensmittel stammen. Die Frage der Herkunft finden wir generell wichtig. Deshalb starteten wir damals unsere Hühnerhaltung. Obwohl ich, Benjamin, in Deutschland mehr Grund und Boden hatte, kam ich nie auf die Idee, etwas anzubauen. Rückblickend verstehe ich nicht mal, warum es mir nicht in den Sinn kam. Vielleicht waren es (meine) Ansprüche, Gedankenblockaden oder andere Schwerpunkte. In Richtung Deutschland muss ich aber sagen, dass es dort zu viele Regelungen, Gesetze und Ansprüche gibt.
Alex staunte neulich nicht schlecht, als sie sich in das Thema „Spargelanbau im eigenen Garten“ einlesen wollte und dazu eine lange Ausführung über den richtigen pH-Wert des Bodens fand. Bei manchen Anleitungen fragt man sich, ob es wirklich um die Umsetzung oder eher um Wissensaneignung geht. In Israel habe ich mir eine neue Art der Pragmatik angewöhnt. Die lautet: schneller anpacken und Lösungen finden. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund für die vielen erfolgreichen Start-ups in Israel. Man will Lösungen finden und nicht Eventualitäten abwägen.
Auf jeden Fall gab es bei Freunden und Nachbarn kein kritisches Beäugen unseres Schaffens. Es herrscht Interesse und niemand hält uns für Spinner.
2018 – die Hochbeete kommen
Einer meiner Lieblingsprojekte sind unsere Hochbeete, die wir aus Platzmangel letztes Jahr angelegt haben. Sie eignen sich besonders gut für Kräuter und Gewürze wie Minze, Salbei, Zitronenstrauch, verschiedene Arten von Basilikum, Thymian, Rosmarin und einige weitere. Bei den Beeten haben wir fast nur Reststoffe verwendet, die wir hatten oder gesammelt haben: alte Paletten, Folien und Netze.
Aber!
Nun endlich konnten wir unser lang ersehntes Projekt starten und die Beete neu anlegen. In diesem Zuge haben wir ein Bewässerungssystem, ein Mitbringsel aus Deutschland, installiert, das besonders wenig Wasser verbraucht. Es basiert zum größten Teil auf Tröpfchenbewässerung. Dabei tropft das Wasser direkt am Stängel hinunter.
Ohne Bewässerung würde alles eingehen. Diese Woche sollen es bereits um die 40 Grad werden. Den nächsten Regen erwarten wir im Oktober/November.Derzeit feilen wir noch an der richtigen Wassermenge. Im Bild ist ein Tomatenstrauch zu sehen, damit die Feuchtigkeit besser im Boden bleibt, haben wir Stroh ausgelegt.
Was bringt uns das letztlich?
Was wir anbauen, hat einen ganz anderen Geschmack, es ist keine Massen-Industrieware. Ob in Soßen, in Gewürzenmischungen, als Fruchtgetränk, Tee oder im Hauptgericht, wir können sagen, es schmeckt uns und unseren Gästen. Ganz klar, Chemie kommt nicht zum Einsatz.
Besonders stolz sind wir auf die verschiedenen Anbausorten. Viele unserer Salate werden nur noch selten angebaut.
Und wir sind noch lange nicht am Ziel. Wir planen schon seit längerer Zeit, weiteren Boden zum Anbau zu pachten. Wann es so weit ist, wissen wir noch nicht. Wir beten und hoffen aber, dass es nicht mehr allzu lange dauert.
Spinnerei?
Nein! Für uns bedeutet es Lebensqualität und Lebenserhaltung. Es ist eine Lebenseinstellung, die wir in den letzten Jahren entdeckt und dazu Erkenntnisse gewonnen haben: den Segen des eigenen Anbauens, den Prozess des Wachsens erleben, etwas nicht beschleunigen können, dankbar ernten. Wahrlich eine Bereicherung fürs Leben. Weitere Erkenntnisse werden hoffentlich folgen.
Wie schaffen wir das?
Wir räumen uns Zeit dafür ein, dabei spielt keine Rolle, ob wir im Garten sind, Wurst machen oder Bier brauen. Für uns als Ehepaar sind das Unternehmungen, die wir gerne gegen Serien oder anderen Konsum eintauschen.
Regelmäßig werden wir in Zukunft von „unserer kleinen Farm“ berichten.